Maya and Aztec

Ancient Mesoamerican civilizations

Das älteste Datum der „Neuen Welt“

Category: Alt-Mexico und seine Kunst

Eine Hungersnot für die Gesellschaft war die Folge. Diese Verantwortung mußte die Elite tragen. Die Olmeken erkannten als die erste die immense Bedeutung des Kalenders. Die beiden ältesten aus der „Neuen Welt“ überlieferten und niedergeschriebenen Daten sind olmekischen Ursprungs. Stele C aus Tres Zapotes trägt das Datum, das, umgerechnet in unser Kalendersystem, 31 v.d.Z. entspricht. Es ist das älteste aufgezeichnete Datum des amerikanischen Kontinents. Eine andere Inschrift befindet sich auf einer kleinen Jadeit-Skulptur einge­ritzt. Dieses Datum entspricht 162 u.Z. Stilistisch gehören beide Funde keineswegs der frühen Periode der olme­kischen Kultur an. (Die Kohlenstoff-14-Messungen ergaben für La Venta 1454±300 v.d.Z. bis 126±250 u.Z.) Den olmekischen Kalender sowie die Art seiner Niederschrift übernahmen die Maya-Indianer und verbesserten ihn so, daß er zum genauesten Kalender der Welt wurde. Auch die Völkerschaften des mexikanischen Raumes hatten den 52-Jahr-Kalender der Olmeken zur Grundlage. Als Cortes mit seinen Leuten 1519 in Mexiko landete, waren verschiedene Kalender im Gebrauch, die sich aber alle auf den olmekischen zurückführen lassen.

Immer deutlicher haben in den letzten Jahren die Ausgrabungen in Mexiko gezeigt, wie das langsame Erwachen einer höheren Kultur direkt oder indirekt mit den „Olmeken“ in Verbindung steht. Ihre Ideenwelt und das ge­lenkte Ziel ihres Kunstschaffens reflektieren eine fertige und völlig ausgereifte Kultur. (Im Kulturkreis von Alt-Peru finden wir eine Parallele in Chavin, das ähnlich wie die Kultur der Olmeken plötzlich und ohne die Mängel eines Anfangs in vollem Licht erstrahlt. Nicht von ungefähr sind eine Reihe von Hypothesen über die Zusammenhänge dieser beiden Kulturen aufgestellt worden. (Vergleiche dazu „Alt-Peru und seine Kunst“.)

Spezialisten als Voraussetzung für eine Hochkultur

Die olmekische Kultur trägt bereits alle Anzeichen einer Spezialisten-Kultur, die gleichbedeutend einer Hoch­kultur ist. Der Hintergrund ist noch nicht aufgedeckt. Fest steht, daß hier in einer verhältnismäßig kurzen Zeit sich eine Elite bildete, die der tribalistischen Tradition entsagte und der gesamten Bevölkerung ihres Einfluß­gebietes ihre neuen Ideen aufzwang. Die monumentale olmekische Kunst und Architektur (von der Architektur hat sich wenig erhalten, doch wissen wir von Pyramiden, Plätzen und ausgedehnten Grabanlagen) setzte sicher ein Kollektiv voraus, unter der Leitung von Spezialisten. Diese konnten sich nur da bilden, wo nicht mehr die ganze Bevölkerung in der Urproduktion (Nahrungserzeugung) aufging. Erst eine solche Situation schuf die Voraussetzung für eine ausgeprägte Religion, eine funktionierende Kalenderwissenschaft, die Ent­faltung des Kunsthandwerks und die Errichtung von großen kultischen, ja später sogar von städtischen Anlagen. Die bäuerlichen Urproduzenten versorgten durch Tributabgaben die Spezialisten. In der für die Landwirtscha

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nicht benötigten Zeit wurde die Arbeitskraft zur Errichtung der kultischen Anlagen verwendet. Da es sich bei den „Olmeken“, wie auch noch bei den theokratischen Gesellschaften der klassischen Zeit, nicht um Sklavenhalter handelt, ist die Voraussetzung der Bereitwilligkeit der Menschen das Zeichen für eine starke und eindrucksvolle Religion. Der Mensch, der dieser neuen Gesellschaft zugeführt war, die durch Garantien sein Leben erleich­terte, empfand seine Existenz nicht mehr als zufällig, sondern erhielt durch Glaube, Götterfurcht und Gemein­schaft einen tieferen Sinn. Die priesterliche Elite, die innerhalb der olmekischen Kultur die weltliche und geistige Mcicht ausübte, hatte schöpferische Energien entwickelt, die ausreichten, um die anderen Völker im mittelameri­kanischen Raum aus dem jahrtausendalten archaischen Zustand aufzurütteln. Nach dem, was sich in den letzten Jahren gezeigt hat, scheint es überholt, diese Kultur noch als „archaisch“ oder „vorklassisch“ zu be­zeichnen. Wie diese frühe Hochkultur zur Welt kam, läßt sich ungefähr rekonstruieren. Wo und wann wissen wir trotz vieler Zeugnisse noch nicht genau. Alles, was in La Venta, dem größten religiösen und vielleicht auch politischen Zentrum dieser Kultur sowie an anderen Plätzen gefunden wurde, deutet auf eine durchgebildete Religion, deren Voraussetzung erst durch die führende Intelligenzschicht geschaffen war. La Venta ist noch keine Stadt in unserem Sinne, solche Städte entstanden in Mexiko erst viel später. La Venta, Tres Zapotes, Cerro de las Mesas und einige Orte mehr waren kultische Mittelpunkte mit Tempelanlagen, Versammlungsplätzen sowie Wohnungen für Priester, Architekten, Künstler und Handwerker. Auch die Grabanlagen hoher Würdenträger befanden sich in diesen Zentren. Das Volk wohnte im weiten Umkreis verstreut, in der Nähe seiner Felder.


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