Maya and Aztec

Ancient Mesoamerican civilizations

Der Fall von Tula und die Jahre der Verwirrung

Category: Alt-Mexico und seine Kunst

Innerhalb der langen Kette, auf der Mexikos Kulturen aufgezogen sind, treffen wir immer wieder Teile, die besonders glitzern. Dazwischen befinden sich Glieder, deren Funktion sich auf das Ornamentale, das heißt auf das Organische, beschränkt. Was zwischen den leuchtenden Tolteken und dem letzten brillierenden Glied, den Azteken, lag, zeigt sich bescheiden und undeutlich. Auf ce acatl tolpiltzin Quezalcoatl folgten noch fünf toltekische Herrscher, von denen Huemac als letzter beim Volk angeblich in Ungnade fiel, weil er sich mit einer Frau vermählte, die ein klafterbreites Hinterteil besaß. Daraufhin entzog man ihm die priesterliche Würde. Aber auch als weltlicher Fürst war das Glück nicht auf seiner Seite.

Neue Nomadenstämme erstürmten die nördliche Bastion der mexikanischen Kultur. 1168 ereilte Tollan (Tula) ein ähnliches Schicksal wie Jahrhunderte vorher Teotihuacan. Die „Nonohualaca“, die „Stummen“, nahmen „die schwarze Farbe, die rote Farbe, die Bücher- und die Bilderschriften“ und wanderten nach Osten. „Sie trugen das Wissen, alles trugen sie, die Gesänge, das Flötenspiel“ (Historiatolteca chichimeca). Huemac versuchte, in Chapultepec eine neue Resi­denz zu errichten; er scheiterte jedoch und nahm sich, wenn wir den alten Quellen Glauben schenken dürfen, das Leben.

Eine Chichimekengruppe unter der Führung von Xolotl drang in das Hochtal ein und ergriff Besitz von den wichtigsten Orten. Die anfängliche Hauptstadt Tenayuca wird später nach Texcoco verlegt. Den anderen Hauptakteur im politischen Kräftespiel bildet der Stadtstaat Azcapozalco. Archäologisch ist die Lage zu dieser Zeit verwirrt. Wertvolle Originalskulpturen der toltekischen Kultur fanden sich in Colhuacän, dem letzten Asyl der aus Tula Vertriebenen, wie in Cholula. Selbst im Gebiet der erst später aufblühenden aztekischen Hauptstadt Tenochtitlan sind toltekische Bildwerke, möglicherweise Überreste der mißglückten Residenz Huemacs in Chapultepec, gefunden worden.

Die Zerstörung der politischen Macht von Tula brachte über das ganze Land ein schier unübersehbares Chaos. Die kultivierten Kriegerscharen, gestoßen von unzivilisierten Nomadenhorden, sprühten in alle Richtungen. Uneinigkeit, selbst innerhalb der sprachverwandten Völker, prägte das Bild dieser Zeit. Gleich einer Kettenre­aktion wirkte die Zwistigkeit innerhalb der Nahua-Stämme auch auf die anderen Kulturen. Eine ausgedehnte Völkerwanderung war die Konsequenz nach dem Fall von Tula.


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