Maya and Aztec

Ancient Mesoamerican civilizations

Die Bitf-Lieder und Göttergesänge

Category: Alt-Mexico und seine Kunst

Der szenische Aufwand der Kriegs- und Heldenlieder wurde von den Festen der Vegetations- und Stammes­götter noch übertroffen. Der Rhythmus der Götterhymnen und Bittgesänge gleicht dem Herzschlag des Menschen: zuerst leise, dann langsam ansteigend, allmählich schneller werdend und zuletzt unüberhörbar. Das Vorfrüh­lingsfest zu Ehren des Vegetationsgottes Xipe Totec, „Unseres Herrn des Geschundenen“, fiel in die Zeit kurz vor der Aussaat. Es war das Fest des „Menschenschindens“. Gefangene band man mit ausgestreckten Armen auf ein Holzgerüst und tötete sie mit Speeren. Ihr zu Boden tropfendes Blut symbolisierte nach Eduard Seler die Begattung der Erde. Dann zog sich der Priester die „geschundene“, losgelöste Haut des Opfers über und demonstrierte damit dem Volk das neue Gewand der Erde. Zu dieser Zeremonie hat sich folgender Bitt­gesang erhalten:

„Du, Trinker der Nacht, (Sieger des Winters) warum läßt Du Dich bitten? (verstellst Dich)

Setze Deine Maske auf, zieh das goldene Gewand an, leg es doch an. (laß es regnen)

Oh mein Gott,

Dein Edelsteinwasser, (Dein Blut)

es floß

und

die großen Zypressen

zu einem Quetzal

sind sie geworden, (sie grünten)

Die Feuerschlange (die Winter-Erde) zur Quetzalschlange (die Frühlings-Erde) hat sie sich gewandelt.

Die Feuerschlange (der Boden des Winters), sie ließ mich endlich frei.

Vielleicht wird sie verschwinden, vielleicht

wird sie nicht wiederkehren, und ich,

die junge Maispflanze, ich werde vielleicht,

nicht verenden müssen.

Wie grüner Edelstein (der junge Maiskolben) ist mein Herz.

Wie Gold,

soll ich es noch schauen, (den reifen Mais) Und es wird gut sein, wenn mein Ende so sein wird,

wenn es zur Reife kommt, wenn der Kriegshäuptling geboren ist, (der Mais)

(wie ich verkünden kann).

Oh mein Gott,

einige laß reifen,

laß im Überfluß vorhanden sein.

Es schauen nach Deinem Berg, es schauen zu Dir hin, alle die Dich bitten.

Und erfreut werde ich sein,

wenn etwas reif wird

(wenn ich verkünden kann),

der Kriegshäuptling ist geboren.“ (Fray Bernardino de Sahagun „de los cantares que deziä a hönora de los dioses en los temples y fuera dellos“ (Codex Florentinos))

Eine andere Hymne richtet sich an die Göttin Tlacolteotl. Als Erdgöttin schrieb man ihr großen Einfluß auf das Gedeihen der Feldfrüchte zu, und folgendes ist der Gesang, den man alle acht Jahre anstimmte, wenn „das Fest des Wasserkrapfenessens“ kam: („Wasserkrapfen“ oder „Wasserkuchen“ (atamalli) sind die mit Wasser und ohne Capsicum-Pfeffer zube­reiteten Maisbrote, die man als Fastenspeise aß)

„Die Blume, mein Herz ist aufgebrochen,

(und) Er, der Herr der Mitternacht (ist da).

Oya, ovayaye.

Angekommen ist unsere Mutter, sie, die Göttin, ist gekommen,

Tlacolteotl, oya ovayaye.

Geboren ist der Maisgott im Haus des Herabsteigens, am Ort, wo die Blumen stehen,

(Er, der) ,Eins Blume* (zum Namen hat).

Oya ovayaye.

Geboren ist der Maisgott

im Land des Regens und des Nebels,

(dort) wo die ungeborenen Kinder sind, wo man die Fische aus Jade fängt.

Oya ovayaye.

Der Tag bricht an, die Dunkelheit weicht, an den Blumen (naschen) die Quechol-Vögel,

(dort) in dem Land, wo die Blumen blühen.

Oya ovayaye.“ (Sahagun: „Codex Florentino“. (Band und Seitenzahl anzugeben, verzichtet der Autor, da mittlerweile einige Ausgaben und Teilausgaben erschienen sind, die mit ihrer unterschiedlichen Numerierung leicht Irrtümer hervorrufen könnten.))


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