Maya and Aztec

Ancient Mesoamerican civilizations

Die klassische Zeit etwa 200 u. Z. – etwa 900 u. Z.

Category: Alt-Mexico und seine Kunst

Die Voraussetzung für eine Hochkultur

Vor der Bildung früher Hochkulturen, die in der „Alten“ wie in der „Neuen Welt“ ähnlich verlief – hatten viele Gemeinschaften bereits eindrucksvolle Erfindungen für den Fortschritt der menschlichen Gesellschaft geliefert. In diesen Jahrtausenden erfolgte die Kultivierung von Nutzpflanzen, entstanden die Keramik, der Hausbau, lokale Kalender und die archaischen Gottheiten; alles Entdeckungen, die unmittelbar oder mittelbar das Leben der Menschen beeinflußten und erleichterten.

Wir wissen nicht, warum es den Gründern der La Venta-Kultur versagt blieb, ihre bedeutenden Ansätze weiter auszubauen, zu festigen und schließlich zur Gründung einer städtischen Metropole zu gelangen. Einem anderen, ebenfalls namenlosen Volk, den Erbauern von Teotihuacan, sollte es gelingen. Etwa um die Zeitwende, noch vor dem Zusammenbruch der „olmekischen“ La Venta-Kultur, bahnte sich dieser Prozeß an. Cuicuilco und Tlapa­coya waren kultische Versammlungsplätze autonomer kleiner Siedlungsgemeinschaften. Kunst und Kunsthand­werk dieser beiden nahe zusammenliegenden Orte blieben lokal begrenzt. Erst mit der Kultur von Teotihuacan änderte sich das Bild grundlegend. Aus den zahlreichen unabhängigen Dorfgemeinschaften der Mesa Central bildete sich allmählich eine einheitliche und zusammenfassende Kultur, die unter einer theokratischen Führer­schicht stand. Diese Umwandlung war zweifellos bedingt durch die schnelle Bevölkerungszunahme in den fruchtbaren Gebieten, denn im Tal von Oaxaca im Tiefland von Guatemala und an der mittleren Golfküste setzte fast zur gleichen Zeit eine ähnliche Konzentration der geistigen Kräfte ein. Diese gesellschaftliche Um­formung verdrängte die Schamanenpriester. An ihre Stelle rückte eine weitblickende und gut organisierte Priesterkaste, die sich auf eine komplizierte Religion und einen ausgefeilten Kalender stützte und allem Anschein nach auch die weltliche Führung übernommen hatte. Die vorwiegend auf Mais gestellte Ernährung erlaubte zwei bis drei freie Tage im jahr, an welchen die Bauern zur Errichtung von kultischen Anlagen und Wohnbauten der Elite herangezogen werden konnten. Überschüssige Vorräte versorgten die Stände, die nicht für die land­wirtschaftliche Produktion tätig waren. Dadurch konnten die kultischen Zentren vergrößert werden und nah­men im Laufe der Jahrhunderte einen städtischen Charakter an.

Eine Stadt wird zum Mittelpunkt einer Kultur

Die gewichtigste Stadt, und eine Stadt im wirklichen Sinne dieser neuen Zeit, sollte Teotihuacan werden. Das kleine Tal, in dem die Stadt allmählich heranwuchs, war sicher schon zu Zeiten besiedelt, als die Pyramide von Cuicuilco noch nicht unter Lavamassen begraben lag. Wie Teotihuacan sich langsam bildete, an Macht und Einfluß gewann, darüber gibt uns kein Schreiber Auskunft. Unser Wissen vom Werden, Blühen und Vergehen dieser Stadt und ihrer Kultur hängt oft von winzigen Details ab. Nichts ist daher bei den Funden zu gering, um nicht Beachtung zu finden; hat die jüngste Zeit doch erst gezeigt, daß ein kleines Stückchen Holzkohle oder der achtlos weggeworfene Rest eines Maiskolbens mehr über das Alter auszusagen vermögen als das höchste Bauwerk einer schriftlosen Kultur.

Teotihuacan war von Anfang an großzügig geplant und sollte bewußt zum kulturellen, religiösen, wirtschaft­lichen und politischen Mittelpunkt werden. Die Aufsplitterung in mehrere kleine und miteinander rivalisierende Gruppen war durch die Metropole von vornherein unterbunden. Selbst im Zustand der Zerstörung ist das nur 50 Kilometer nördlich der Hauptstadt liegende Teotihuacan eine der eindrucksvollsten Stätten Mexikos. Archäo­logen aller Nationen bemühen sich nun schon seit einer Generation, hinter die zugeschlagene Tür dieser ver­sunkenen Kultur zu schauen und deren Geschichte aus Waffen und Werkzeugen, weltlichen und sakralen Bau­werken und nicht zuletzt aus Hunderttausenden kleiner Opfergaben abzulesen. Von der verschwundenen Macht und Größe der Priester-Fürsten wie von der ungeheuren Götterfurcht der Menschen gibt heute noch die monu­mentale und strenge Architektur Kunde. Von der Schönheit der Götterbildnisse und dem Reichtum ihrer Priester sprechen die in zarten Pastelltönen gehaltenen Fresken (Abb. 80-82, 85,99,100).


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