Maya and Aztec

Ancient Mesoamerican civilizations

Krieger und Bauern als Stütze des Staates

Category: Alt-Mexico und seine Kunst

Krieger und Bauern bildeten für Kirche und Staat das Rückgrat dieser schnell heranwachsenden Kultur. Während sich die Priester dem Zölibat fügen mußten, wurde für die Krieger alles getan. Schon damals dienten lebenslustige Damen (auinaime) den unverheirateten Soldaten unentgeltlich als Gefährtinnen. Für Tapferkeit und Erfolg winkten Landgüter, deren Ertrag den Kriegern zufloß. Das Vorrecht der besonderen Kleidung, eine Sonderstellung bei den heiligen Riten und nicht zuletzt die Aussicht auf ein besseres Leben der auf dem Schlacht­feld Gefallenen nach dem Tode lockten die Ehrgeizigen, zumal für die unteren Schichten neben dem Priesterberuf der Stand des Kriegers die einzige soziale Aufstiegsmöglichkeit bedeutete. Die Ursache dieser ungewöhnlichen Begünstigungen liegt in den zahlreichen Kriegen, die ein unheimliches Menschenmaterial erforderten. Bereits in jungen Jahren sind die Kinder in den Schulen auf ihre soldatischen Fähigkeiten hin beobachtet worden.

Erziehung und allgemeine Schulpflicht

Nachdem die „Mexico“ ihr Nomadendasein beendet und kulturell mehrere Stufen der menschlichen Entwick­lung innerhalb weniger Generationen zurückgelegt hatten, änderte sich grundlegend die soziale Struktur dieses Volkes. Wann genau die allgemeine Schulpflicht eingeführt wurde, läßt sich nicht mehr erkunden, daß sie be­stand, war für die damalige Zeit zweifellos eine ungeheuereTatsache. Im Mittelalter, als in Europa die schulische Erziehung der Kinder nur das Privileg der gehobenen Stände war, gab es in der aztekischen Gesellschaft kein Kind, gleich welcher Herkunft, das ohne Schulbildung aufwuchs. Ähnlich der Inka-Kultur nahm sich auch bei den Azteken der Staat der Kindererziehung an. Mit ungeheuerer Sorgfalt war er bemüht, die Kultur zu fördern und brauchbare Untertanen heranzubilden.

Der Codex Mendoza zeigt in seiner bilderhaften Darstellung die Geburt, Namensgebung und Erziehung der Kinder. Unmittelbar nach der Geburt wurde der Säugling von der Hebamme gewaschen und gewickelt. Der Tag, an dem das Kind geboren wurde, konnte unter einem günstigen oder ungünstigen Aspekt stehen. Noch am Tage der Geburt befragten die Eltern einen Priester, der im Tonalamatl, „dem Buch des Schicksals“, nachsah. War der Tag ungünstig, so wurde das Fest der Namensgebung, das gewöhnlich am vierten Tage stattfand, verschoben. Ähnlich wie bei den Katholiken gab im alten Mexiko nicht der Tag der Geburt, sondern der Tag, an dem das Kind seinen Namen erhielt, zum Feiern Anlaß. Bei der Niederkunft der Frau zündete der Vater zu Ehren des Feuergottes ein Feuer an, das bis zum Tag der Namensgebung nicht erlöschen durfte. Geladene Gäste warfen Speisen und schütteten Pulque in die Flammen, um den Gott für das Kind günstig zu stimmen. War das Neugeborene ein Knabe, so wurden ihm schon in den ersten Tagen seines Lebens vom Vater Spiel­zeugwaffen vorgeführt, und war es ein Mädchen, so zeigte ihm die Mutter Spindel und Webgerät.

Die größte Sorgfalt verwendeten die Eltern bei der Namensgebung. Die Knaben sind meistens nach dem Tag ihrer Geburt benannt, wie zum Beispiel 8-Hirsch, 13-Schlange oder 4-Blume (der aztekische Kalender setzte sich aus 13 Ziffern und 20 Symbolen zusammen, die sich erst nach einem Generationszyklus von 52 Jahren wiederholten. So kann man aus dem Namenstag das Geburtsjahr und das Alter ersehen.). Als Zusatz erhielten manche den Namen eines ihrer berühmten Vorfahren oder eines verehrten Tieres. Die Beinamen der Mädchen waren gewöhnlich die von Blumen, Sternen oder Vögeln.

Etwa bis zum dritten Lebensjahr sind die Kinder gestillt und auf dem Rücken der Mutter umhergetragen worden. Daran hat sich bis zum heutigen Tag bei den ländlichen Indianern nichts geändert. Die Erziehung während des ersten Jahrzehnts oblag ganz den Eltern. Nach der Entwöhnung unterwies der Vater die Söhne, während die Mutter sich der Mädchen annahm. Der Codez Mendoza gibt eine genaue Aufstellung der Ernährungsrationen für die verschiedenen Altersstufen sowie exakten Aufschluß über die Tätigkeit der Kinder. Für Dreijährige war ein halber Maiskuchen vorgesehen, während Vier- und Fünfjährige schon täglich einen ganzen für sich beanspruchen konnten, denn in diesem Alter wurden sie bereits zu kleinen Hausarbeiten herangezogen. Zwischen dem 6. und 12. Jahr standen den Jugendlichen bereits eineinhalb Maiskuchen als tägliche Ration zur Verfügung. Die Mädchen erlernten den Umgang mit der Spindel und alle Arten der Hausarbeit von ihren Müttern, während die Väter ihre Söhne im Fischen und Jagen unterrichteten.

In der oben genannten Bilderschrift spiegeln sich deutlich die Vorstellungen der Azteken über Kinderpsychologie wider. Die Aufmerksamkeit der Erziehung galt vor allem dem Praktischen und Häuslichen; dabei wurde, wie es scheint, nicht sehr mit Strafen für unartige Kinder gespart. Abbildungen zeigen wie Eltern ihre Kinder mit Agavendornen züchtigen oder den üblen Rauch des Feuers einatmen lassen. In ganz schlimmen Fällen setzte man angeblich das Kind nackt und gefesselt für eine Nacht der Einsamkeit aus. Diese Strafe scheint allerdings eine Ausnahme zu sein, denn die indianische Rasse ist sehr kinderlieb, und solche Härten sind nur schwer vorstellbar, obwohl die aztekische Erziehung darauf hinzielte, selbst die Kleinen schon frühzeitig auf alle Unan­nehmlichkeiten des Lebens vorzubereiten.


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