Maya and Aztec

Ancient Mesoamerican civilizations

Nayarit-, Colima- und Jalisco-Stil

Category: Alt-Mexico und seine Kunst

In der Technik, im Material und auch im Thema unterscheiden sich die einzelnen Stilrichtungen, die nicht immer ganz identisch sein müssen mit den Staaten, deren Namen sie heute tragen. Typisch für Nayarit und im Gegen­satz zu der meist einfarbigen roten Colima-Keramik stehend, ist eine ausführliche Gesichts- und Körperbema­lung. Auch das Muster der gewebten Stoffe wird durch mehrere Farben angezeigt (Abb. 64, 70,79).

Diesen meist sehr häßlich anmutenden Gestalten fehlt auch die Liebe zum Kleinen und Unbedeutenden. Der Jalisco- Stil bevorzugt ebenso wie Nayarit die Gestaltung menschlicher Figuren, meist Frauen, die, anfangs noch kom­pakt und nur wenige Zentimeter hoch, im Laufe der Jahrhunderte zu einer größeren Kleinplastik anwachsen. Es sind jene Damen mit den langgestreckten edlen Häuptern. Sitzen oder Stehen scheint ihre eigentliche Beschäftigung zu sein. Nur wenige dieser würdig-gelangweilt dreinblickenden Geschöpfe tragen ein kleines Kind oder ein Hündchen im Arm, die in keinem proportionalen Verhältnis zur Hauptfigur stehen. Es handelt sich hierbei nicht um Ausnahmen, sondern um beabsichtigte perspektivische Verzerrungen. Vielleicht sollte das kleine Kind noch hilfloser und die Mutter, eine Urmutter, gewaltiger erscheinen? (Abb. 68,69).

In der Jalisco-Keramik wird nur selten das Auge des Betrachters auf einen dynamischen Vorgang gelenkt, wenn es jedoch geschieht, dann gehören gerade diese Skulpturen zu den eindringlichsten und sprechendsten Werken, ob­wohl der fixierte Moment der Bewegung oder der Gebärde hier bewußt zum „Standbild“ geworden ist (Abb. 62). Die Colima-Keramik ist im Unterschied zu der von Jalisco und Nayarit beweglicher und runder. Sie vermeidet das Statische. Der offensichtliche Unterschied dieser Stilrichtungen aber liegt in der Auffassung. Während die sitzenden Figuren von Jalisco in einer steifen Haltung gezeigt sind, die hauptsächlich vom Rücken ausgeht, liebt es der Künstler von Colima, sich an den Rundungen der menschlichen Formen zu begeistern (Abb. 65-67).

Die Herstellung aller keramischen Figuren der Nordwestküste erforderte allein ihrer Größe wegen manuelle Sicherheit, schnelles Arbeiten und eine feste Formvorstellung, denn der feuchte Ton entwich leicht den formen­den Händen oder zerbröckelte, wenn er zu schnell trocknete. Das Gerüst als Hilfsmittel war im alten Amerika unbekannt oder verpönt. Die Gefäßform der größeren Figuren ist aus praktischer Erfahrung heraus entstanden und hatte neben der Funktion des Gefäßes vor allem den Zweck, den Ton beim Brennen vor dem Zerspringen zu bewahren. Nur kleinere Figuren konnten aus kompaktem Ton gebrannt werden (Bei allen Zeitangaben ist noch größte Vorsicht geboten, zumindest so lange bis eindeutige Resultate von Schichtgrabungen aus dieser Region vorliegen.).


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