Maya and Aztec

Ancient Mesoamerican civilizations

Opfertod d Kindbett

Category: Alt-Mexico und seine Kunst

Die wehrtüchtigen Kriegsgefangenen (uauntin) bildeten eine besondere Sparte. Sie zählten nicht zum Sklaven der Menschen, sondern gehörten den Göttern, denen ihre Herzen geopfert wurden. Eine Zuführung gefangener Mitglieder der Kriegerklasse als Arbeitskräfte an die Gesellschaft galt angeblich als Frevel gegenüber den Göttern und zweifellos auch als großer Verstoß gegen die Krieger selbst, die es als Ehre betrachteten, den Opfertod zu finden. Für die europäischen Ideen verbinden sich mit dem Menschenopfer stets die schrecklichsten Vorstellungen; aus der religiösen Einstellung der Mexikaner heraus ist dieses Ende aber erstrebenswert gewesen.

Die Geopferten erwartete eine Art „Paradies“. Wie die gefallenen, so gingen die geopferten Krieger in den Osthimmel ein, den Sitz des Sonnengottes. Jeden Tag begleiteten sie ihn bis zum Zenit, um sich nach der Mittagszeit in Schmetterlinge oder Vögel zu verwandeln, auf die Erde zurückzukehren und vom süßen Honig der Blüten zu naschen. Am Zenit nahmen den Sonnengott die im Kindbett verstorbenen Frauen in Empfang, die in der aztekischen Auffassung vom Leben nach dem Tode den Kriegern gleichgestellt waren. Sie hatten die Ehre, den Sonnengott bis zum Ende des Tages, bis zu seinem Eintritt in die Unterwelt, zu begleiten.

Die wirtschaftlich nützlichen Sklaven, die tlatlacotin, standen keineswegs in einem so hohen Ansehen. Sie wurden entweder von ihrer Familie in Notzeiten verkauft oder haben sich selbst veräußert. Sahagün berichtet vom Hungerjahr 1454, in dem selbst ganze adelige Familien gezwungen waren, sich an andere Völker oder Stadtstaaten zu verkaufen. Aber auch Fälle von Sklavenraub sind überliefert. Der bekannteste ist wohl Malinche, die spätere Dolmetscherin und Geliebte des Eroberers Cortes. Als Kind geraubt – wohlgemerkt nicht im Herr­schaftsbereich der Azteken – veräußerte man sie auf einem Markt als Sklavin. Ihr Besitzer schenkte sie später dem spanischen Konquistador Cortes.

Die Wieder- machung es Unrechts

Eine nicht unwesentliche Anzahl und die eigentliche Hauptquelle der Sklaverei bildeten die für ihre Schuld Sühnenden. Da die aztekische Rechtsprechung – in vieler Hinsicht vorbildlich und zweifellos von der geistigen Potenz der Nachbarstadt Texcoco befruchtet – keine Gefängnisstrafe kannte, wurde der Schuldige dazu verurteilt, den angerichteten Schaden wiedergutzumachen. Die Idee der Zurückerstattung, ganz gleich in welcher Form, stand vor der Bestrafung des Übeltäters. Diese Wiedergutmachung traf jene, die keine Steuern bezahlten, Schulden nicht zurückerstatten konnten oder beim Ballspiel ihre Wetten verloren und nicht dafür geradestanden. Diebe und Schuldner erwartete ein Sklavendasein bei den Bestohlenen oder Gläubigern, zumin­dest so lange, bis der Schaden durch ihre Arbeitsleistung ersetzt werden konnte. Auf größere Delikte, Staats­verrat, Diebstahl oder Schändung religiöser Einrichtungen sowie Mord, stand die Todesstrafe. Wenn allerdings die Witwe eines Ermordeten dem Täter verzieh, dann konnte die Strafe in ein Sklavendasein umgewandeit werden. Das sorgenfreie Leben der tlatlacotin zog aber auch Menschen an, die Verantwortung und Pflichten scheuten, oder solche wie etwa altgewordene Freudenmädchen, die nur noch wenig Chancen für ihr Weiter­leben innerhalb der Gesellschaft erblickten und es vorzogen, das gesicherte Los dieser rechtsgeschützten tlatlacotin zu wählen.


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