Maya and Aztec

Ancient Mesoamerican civilizations

Zeremonielle Streitäxte und Masken

Category: Alt-Mexico und seine Kunst

Von den zeremoniellen Streitäxten (Abb. 102,103), oft nur durch zehn eingeschnittene Linien zu einer mensch­lichen Figur gestaltet, bis zu den ausgefeilten Masken mit einer extrem langen „de Gaulle-Nase“ ist hier der Bogen gespannt. In allen Größen, schematisch oder künstlerisch lieblos oder bis in die letzten Feinheiten aus­gearbeitet, immer aber flach, kühn und eigenwillig treten solche Guerrero-Masken in Erscheinung. Der rätsel­hafte „olmekische“ Stil vermischt sich in ihnen mit Teotihuacan-Elementen. Aus dem fleischigen Mund wird im Laufe der Jahrhunderte eine scharf geschnittene asketische Lippenpartie. Vielleicht haben die „Teotihuacanos“ ihr Vorbild zu ihren Masken sogar aus Guerrero. (Olmec-Guerrero,Olmec-Teotihuacan,Teotihuacan-Guerrero nennt Covarrubias die verschiedenen Typen).

Das unverkennbare „Kindergesicht“ einerseits und das Fehlen olmekischer Stelen und Bauwerke anderer­seits läßt hier an eine zeitlich frühere Okkupation dieser „Kulturbringer“ denken als an der südlichen Golf­küste. Nur thematisch und nicht dem Stil nach verwandt sind die „Sterngucker“. In La Venta steht die meterhohe Skulptur eines Priesters – manche allerdings sehen einen Affen in diesem Bildwerk – der seine Augen zum Himmel wendet. Den gleichen Eindruck erwecken die zeremoniellen Keulen aus Guerrero. Sie sind stets in der Form eines hockenden, ebenso affenartig anmutenden Priesters geschnitten, der sein Haupt zum Himmel hebt. Die Erfahrungen durch die Beobachtung der Gestirne brachten der La Venta-Kultur die Errungenschaft des Kalenders, ln Guerrero jedoch hat sich bisher nichts dergleichen gezeigt. Ebenso unbekannt geblieben ist eine wirkliche Architektur. Nur von kleinen steinernen Nachbildungen aus Gräbern sind Säulentempel bekannt.

Der Mezcala-Stil

Wie in der Kunst der Nordwestküste so überrascht auch hier das „moderne“ Empfinden dieser Künstler. Die zeremoniellen Steinbeile, stets mit sicheren Linien zu einer Figur gearbeitet, stehen einigen Bildhauerarbeiten des 20. Jahrhunderts näher als viele Skulpturen der klassischen Zeit. Streng und unzugänglich wie die zer­klüftete und karge Landschaft, verschlossen und schweigsam wie die Menschen dort sind sie. Nicht von ungefähr wurde der Stein, das harte Element, zu ihrem Lieblingsmaterial. Weniges in dieser Kunst zeigt etwas vom Reichtum der Bewohner, nichts deutet auf die dionysische Lebensfreude ihrer nördlichen Nachbarn. Die Kunst von Guerrero ist hintergründig und verbreitet eine sakrale Dämonie. Sie kennt keine Götter mit deutlichen Attributen, und dennoch wird niemand daran zweifeln, der jemals eine dieser handpolierten Skulpturen in seinen Händen hielt, daß es sich auch hier um die Hinterlassenschaft einer götterfürchtigen und tief religiösen Gesellschaft handelt.

Auf die Einheit dieses markanten Stils, der den Ton vernachlässigt und den Stein bevorzugt, machte als erster Covarrubias aufmerksam und gab der untergegangenen Kultur den Namen des Mezcala-Flusses, da die mei­sten Gegenstände diesseits und jenseits dieses Flusses gefunden wurden. Doch mehr als der Name und eine kurze Beschreibung der meist in Privatbesitz befindlichen Grabbeigaben läßt sich noch nicht geben.


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