Maya and Aztec

Ancient Mesoamerican civilizations

Tlatilco, der Ort „wo die Dinge versteckt liegen“

Category: Alt-Mexico und seine Kunst

Einer der ältesten und ergiebigsten Fundplätze ist Tlatilco, der Ort „wo die Dinge versteckt liegen“, wie die freie Übersetzung aus dem Nahuatl lautet. Der Platz liegt an der Peripherie der heutigen Hauptstadt und machte seinem Namen Ehre. Vor etwa 20 Jahren stießen Ziegeleiarbeiter auf das wohl reichste und vielseitigste Gräberfeld der vorklassischen Periode. Was dort in Tlatilco drei Meter tief aus der Erde kam, erweckte die große Begeisterung einiger Künstler und Sammler, darunter die beiden modernen mexikanischen Maler Diego Rivera und Miguel Covarrubias. Für diese Fundstätte war es die letzte Chance, die vielen Gesichter der frühen Ackerbauern zu zeigen, denn Mexikos Hauptstadt wächst täglich, und in sehr kurzer Zeit wird auch dieses Gräberfeld, auf dem heute noch die Allerärmsten wohnen, unter modernen Wohnblocks begraben sein. Dieser Siedlungsplatz, an dem sich noch keine Tempelanlagen oder andere kultische Bauwerke erkennen ließen, lag am Ufer des heute ausgetrockneten Sees und war ziemlich lange bewohnt; 1455±260 bis 568+/-250 v.d.Z. gibt die Kohlenstoff-14-Messung an.

Kolorierte Zeichnung aus dem „Trachtenbuch“ des Augsburger Medailler Christoph Weiditz. Dies ist ver¬mutlich das einzige autentische Bildnis von Hernän Cortes und zeigt den Eroberer von Mexiko mit seinem Wappen. Weiditz bereiste im Sommer 1529 Spanien und begegnete dort Cortes, der ebenfalls zu diesem Zeit¬punkt in Spanien weilte. Die Beischrift lautet: „Don Ferdinando Cordesyus 1529 seines altars im 42 diser hat derr Kay(serlichen) M(ajestät)ten Karolus dem fünfften darnach gannz Inndiann gewunen.“ Germanisches Museum, Nürnberg.

Kolorierte Zeichnung aus dem „Trachtenbuch“ des Augsburger Medailler Christoph Weiditz. Dies ist ver¬mutlich das einzige autentische Bildnis von Hernän Cortes und zeigt den Eroberer von Mexiko mit seinem Wappen. Weiditz bereiste im Sommer 1529 Spanien und begegnete dort Cortes, der ebenfalls zu diesem Zeit¬punkt in Spanien weilte. Die Beischrift lautet: „Don Ferdinando Cordesyus 1529 seines altars im 42 diser hat derr Kay(serlichen) M(ajestät)ten Karolus dem fünfften darnach gannz Inndiann gewunen.“ Germanisches Museum, Nürnberg.

Das Bild, das uns Tlatilco zeigt, ist von überwältigender Schönheit und soll hier, seines besonderen Reizes wegen, stellvertretend auch für andere Fundplätze der vorklassischen Periode stehen. Die ersten Bauern, von denen uns die Ausgrabungen Kenntnis geben, waren noch unbekleidet und lebten in Hütten mit geflochtenen und lehm­verschmierten Wänden. Zusammengeschlossen in autonome, kleine Gemeinden, bauten sie Mais und Chile­pfeffer an, mästeten kleine Hunde und verspeisten sie an besonderen Festtagen. Sie jagten Hirsche und Seevögel und fischten bereits mit Netzen. Ihre Habe war gering: Stein- und Knochenwerkzeuge, ein paar Stroh­matten, Seile und erstaunlicherweise Betten auf vier Pfosten, eine Errungenschaft, von der die meisten ihrer Nachfahren wieder abkamen. Alles dies ist aus der überlieferten Keramik und den anderen Grabbeigaben ersichtlich. Es sind noch keine Anzeichen für eine organisierte Priesterkaste vorhanden, wohl aber bringen kleine Figürchen und Masken den Nachweis für die Anwesenheit von Schamanen.

Keramik für den Totenkult

Die feinste Keramik wurde angefertigt, um sie den Toten für ihre Reise in die andere Welt mitzugeben. Bei der Grablegung sind die Figuren größtenteils rituell „getötet“, das heißt, zerbrochen worden. Aus dieser umfang­reichen Hinterlassenschaft sind wir versucht, die Entwicklung .abzulesen. Die Technik der Herstellung von kleinen Figürchen und keramischen Gefäßen, von den Menschen einmal erfaßt, ließ der künstlerischen Ent­wicklung freien Lauf. Während unter der Aufsicht der Priester-Kaste im peruanischen Chavin zur gleichen Zeit nur qualitätvolle Werke den Toten mitgegeben wurden, findet sich in Mexiko zu dieser Zeit auch durchschnitt­liche und sogar unterdurchschnittliche Gebrauchsware (in der vorliegenden Publikation kann diese nicht be­rücksichtigt werden).

Die keramischen Gefäße von Tlatilco warten mit einer Vielfalt der Formen auf, die in den später folgenden theokratischen Kulturen nicht mehr erreicht, ja sogar nicht mehr gewünscht wird, denn dann werden einige, dafür aber typische Formen von der Priester-Schicht vorgeschrieben und propagiert. Die vorklassische Zeit, in der man sich noch nicht das festgeschnürte Korsett einer ausgeprägten Religion angelegt hatte, war eine Zeit des Experimentierens. Ständig wurde das Vorbild abgewandelt und der Versuch unternommen, Neues zu schaffen. Vasen, Becher und Teller schmückten meist eingeritzte oder aufgemalte Dekors. Auch die Negativ- Malerei, das sogenannte Batik-Verfahren, fand in Tlatilco bereits Anwendung (Bei dem sogenannten „Batic- oder Negativverfahren“ sind Teile eines Gefäßkörpers mit Wachs bede worden. Danach tauchte man die Keramik in eine Farbe. Die von Wachs bedeckten Stellen blieben „negati’ d. h. frei von Farbe). Bewundern wir schon bei der einfachen Keramik das sichere Formgefühl, so wird diese Begeisterung bei weitem noch übertroffen von den Tonfiguren, denen Archäologen den Beinamen „pretty ladies“ erkoren hatten (Abb.1). Ursprünglich hatte die Bezeichnung „schöne Damen“ bei den etwas ungraziösen Figuren aus El Arbolillo und Zanacatenco eine satirische Bedeutung. In Tlatilco ist die Vorwitzigkeit lügen gestraft worden.


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