Maya and Aztec

Ancient Mesoamerican civilizations

Chupicuaro

Category: Alt-Mexico und seine Kunst

Für den Staat Michoacän liegt die Vorgeschichte ebenso im Dunkeln. Covarrubias spricht in diesem Zusammen­hang von einem „chaotischen Rätsel“. Lediglich der vorklassische Stil von Chupicuaro hat hier sein eigenes Gesicht in den „pretty ladies“. Sie sind gewöhnlich kleiner als die „Damen“ von Tlatilco, platt geformt wie Nudelteig mit Nasen, Augenbrauen und Ketten, die in der sogenannten Plastelinetechnik aufgesetzt sind.

Ihre maskenhaften Gesichter, von denen nur Nase und Mund ein wenig plastisch aus der Gefäßwand hervor­treten, während die Augen mit geometrischen Mustern umrändert wurden, haben einen unheimlichen, fast reptilhaften Blick (Chupicuaro ist der Begräbnisplatz einer vorklassischen Siedlung, der über dem Lerma-Fluß liegt und etwa 120 km nord-westlich von Mexiko-Stadt entfernt ist.). Die Gefäße bestechen durch ein intensives Rot einer dickflüssigen und lackähnlichen Farbe (die anscheinend efn streng gehütetes Geheimnis dieser Kultur war, sonst hätte sie bestimmt weitere Verbreitung gefunden; Abb. 39).

Während der klassischen Zeit erhielt Michoacän Anregungen von der Teotihuacan-Kultur, die vor allem in den Cloisonne-Gefäßen zum Ausdruck kommen. Gegen Ende des 9. Jahrhunderts verlieren sich, wie im übrigen Mexiko, diese Spuren im Ungewissen. Erst Jahrhunderte später fällt wieder Licht in die Geschichte. Michoacdn wird taraskisches Territorium und nördliches Grenzgebiet des aztekischen Einflußbereiches.

Weiter südlich, ebenfalls an der pazifischen Seite, erreicht die Kunst Mexikos die äußerste Vereinfachung von Form und Linie. Nicht selten stößt sie hier zu einer bisher unbekannten Abstraktion vor. Für die Wissenschaft ist das Gebiet im heutigen Staat Guerrero wiederum ein weißer Fleck. Über die zeitliche Aufeinanderfolge der Funde herrscht keine Einigung. Da aber zahlreiche Gegenstände – noch zahlreicher sind die Fälschungen, die den Touristen auf ihrem Weg nach Acapulco angeboten werden – nun existieren, bleibt nur die Möglichkeit, diese Hinterlassenschaft auf Grund stilistischer Vergleiche zu ordnen.

San Jeronimo

Die wenigen bisher gefundenen Tonfigürchen von San Jerönimo nördlich von Acapulco bilden einen Teil der großen Familie der „schönen Damen“, die in der vorklassischen Zeit von El Openo im Norden bis nach Salvador im Süden verwandtschaftliche Züge erkennen lassen. Die anmutige hochgewölbte Stirn spiegelt das Schönheitsideal dieser Gegend wider. Die großen erstaunten Augen aber geben nur ungenaue Auskunft über eine Verbindung mit dem Hochtal. Fast über zwei Jahrtausende hinweg mußte die Keramik zugunsten der Steinskulpturen zurücktreten. Erst danach kam die irdene Ware wieder in Mode. Die polychrome Keramik von Tepuxtec – eigenartigerweise steht sie der von Nicaragua näher als der ihrer Nachbarn, den Mixteken – gibt auch keine Hinweise auf einen Zusammenhang mit einer anderen Kultur. Doch bestimmt gibt es zwischen den San Jeronimo-Figürchen und der Tepuxtec-Ware noch Bindeglieder auf dem Gebiet der Keramik. Für die „Huaqueros“, die Grabräuber, schienen diese keramischen Waren belanglos. Die Skulpturen aus grünlichem oder grauem Gestein, und sie sind nicht selten in diesem Gebiet, lassen sich eben leichter ver­kaufen.


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