Maya and Aztec

Ancient Mesoamerican civilizations

Tenochtitlan, die Hauptstadt und Zentrum des Handels

Category: Alt-Mexico und seine Kunst

Die Allianz bestand noch immer, obwohl Tlacopan so gut wie nichts mehr zu sagen hatte. In Tenochtitlan, das eine magische Anziehungskraft wie jede Haupstadt auf die Landbevölkerung ausübte, stieg die Bewohnerzahl schnell an. Der Bau einer weiteren Wasserleitung, die von Chapultepec das Süßwasser herüberführte, sicherte die Versorgung. Tenochtitlan war zu dieser Zeit ohne Zweifel die betriebsamste Stadt der „Neuen Welt“ zwischen den beiden Wendekreisen. Aus der Huaxteca wurde die begehrte Baumwolle auf den Markt gebracht, Farbstoffe, gewonnen aus einer kleinen Laus, lieferten die fruchtbaren Täler Oaxacas, aus Guerrero kamen Halbedelsteine und Edelmetall, von Cholula die schöne und bunte Keramik und aus der Mixteca Alta Künstler, die das Gold und die Edelsteine bearbeiteten.

Die pazifische Küste von Chiapas lieferte die nicht nur als Genuß­sondern auch als Zahlungsmittel geschätzten Kakaobohnen, während von der Golfküste wohlriechende Vanille, Federn seltener Vögel und die kostbaren Felle der Jaguare ihren Weg in die Hauptstadt fanden. Tenochtitlan war Sitz der mächtigsten Dynastie, Ort der grausigsten Kulte und Zentrum des Handels; nie aber die Hauptstadt eines geeinten Reiches wie etwa Cuzco in Alt-Peru. Der Nachbarstadt Texcoco blieb eine andere Rolle Vorbe­halten. Sie war Stätte der Kultur, der Philosophen und Wissenschaftler, Heimat der Dichter und der Ort mit der größten Bibliothek. Das Nahuatl von Texcoco galt als die vornehmste Sprache. Ihre Herrscher haben ihre Namen auf eine andere, friedliche Weise der Nachwelt erhalten. Es war Netzahualcoyotl (fastender Coyote), der den Damm durch den See errichtete und damit die salzwasserhaltigen Teile vom Süßwasser trennte. Und er machte sich auch Gedanken über die vielen Götter und strebte eine monotheistische Religion an. Von seinem Volk erhielt er den Beinamen „der Dichterfürst“. Seine melancholischen Gesänge lassen bereits in der Zeit des Glanzes das heraufkommende Ende der indianischen Kultur ahnen (vgl. S. 113,115).

Es war das militaristische Tenochtitlan und nicht das gelehrte Texcoco, das der altamerikanischen Kultur in ihrer letzten Phase seinen Stempel aufdrückte. Wie bereits Jahrhunderte vorher in Tollan, so unterlag auch in dieser Zeit das friedliche Weltbild. Der Tezcatlipoca-Quetzalcoatl-Konflikt von einst wird in seiner Inkar­nation zu einer Auseinandersetzung zwischen den Anhängern Huizilopochtlis und den Schülern der Lehre einer monotheistischen Philosophie. Der Konflikt wird zwar nicht mehr kriegerisch ausgetragen, denn die eine An­schauung erstickt unter der Macht und dem Aufwand der anderen. Das Jahr 1500 ist entscheidend. Die Azteken übernehmen die politische Führung der Allianz. Tlacopan, das ausgleichende Pendel zwischen Tenochtitlan und Texcoco, wird zum Satelliten der aztekischen Hauptstadt. Seine Herrscher werden durch die Beamten aus Tenochtitlan ersetzt, und 15 Jahre später gelingt es den Azteken, auch den Thron von Texcoco mit einem der ihren zu besetzen (Der letzte Herrscher von Texcoco war Nezahualpilli, ein Sohn von Nezahualcoyotl. Er war verheiratet n einer Schwester von Moctezuma II., die, wenn man den Chronisten Torquemada, Clavigero und Ixtlilxoch Glauben schenken darf, ihre Gunst den jungen Männern schenkte und dabei sehr wenig an ihren Mann dacht 1498 zog der Ehemann die Konsequenz und ließ sie töten. Die Herrscher von Tenochtitlan zeigten wenig Ve ständnis für diese Tat. Es brach zwar noch nicht der offene Krieg aus, doch durch Intrigen wurde der Einfli von Texcoco geschwächt und Tenochtitlan bekam die Oberherrschaft im Dreistädtebund.).


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